Saisonstart in den Sand gesetzt

Acht Spielerinnen aus dem Kader des 1. FFC Frankfurt I konnten die deutliche Niederlage nicht verhindern

ChA   Das hatte man sich ganz anders vorgestellt. Mit einem positiven Einstand in die neue Saison sollte der Grundstein für eine ebenso erfolgreiche Saison wie zuletzt gelegt werden. Doch leider kam es wie befürchtet.

 

Ich zitiere hier noch einmal aus dem Spielbericht des Vorbereitungsspiels der Zweiten gegen den SV Gläserzell:

 

"Bleibt abschließend zu bemerken, dass zwar sämtliche Vorbereitungsspiele gewonnen wurden, eine echte Standortbestimmung aber nicht möglich ist, da es in keinem der Spiele auch nur annähernd eine ernsthafte Gegenwehr gab.

 

Die TSG 1899 Hoffenheim II wird am kommenden Sonntag ein anderes Kaliber darstellen. Hoffentlich werden Mannschaft und Verantwortliche dann nicht aus allen Siegträumen gerissen."

 

Adi Preissler schrieb im 1. FFC Forum:

"Die Mannschaft wird ja offenbar von Bell aufgestellt, die 8 Erstliga-Trainings-Teilnehmerinnen werden dann von 3 Spielerinnen der 2. Mannschaft ergänzt."

 

Unrecht hat er damit nicht und das "Diktat von oben" bringt für den Trainer einiges an Problemen mit sich. Viele Positionen sind mehrfach besetzt, so dass es halt schwierig ist, wenn Spielerinnen auf ungewohnten Positionen, gewohnten Leistungen abrufen sollen. Außerdem waren vielen der Frauen bei den ohnehin, nach meiner Auffassung sinnfreien Testspielen, nicht dabei. Und wie befürchtet wurde die Mannschaft von der ersten ernsthafte Gegenwehr in dieser Saison überrascht und fand während der gesamten Spielzeit kein Mittel sich erfolgreich zu wehren.

 

Möglicherweise war es dass agressive dagegenhalten, was die Frankfurter Frauen ungewohnt viele Abspielfehler machen lies. Unnötige Ballverluste war ja schon in der vergangenen Saison nicht gerade die Ausnahme, aber eine solche Häufung von Fehlern war nun doch überraschend.

 

Bereits nach 13 Minuten war es soweit. Ein bereits gewonnener Ball wurde aus der Abwehr heraus

völlig unmotiviert in die Füße des Hoffenheimer Mittelfeldes gespielt, von wo aus er den Weg auf die rechte Frankfurter Abwehrseite fand. Den nun folgenden individuellen Fehler von Celine Rumpf lies sich Tabea Waßmuth (13.) nicht entgehen und erzielte die 1:0 Führung für Hoffenheim.  Das war ärgerlich, aber das passiert halt immer wieder einmal. Für den neutralen Betrachter ist aber die unmittelbar darauf folgende Auswechslung von Celine Rumpf schwer verständlich. So jedenfalls wird notwendiges Selbstvertrauen einer jungen Spielerin nicht aufgebaut.

 


Nach 20 Minuten spielte Hoffenheim aus dem Halbfeld einen langen Ball in den Strafraum, wo sich leider niemand für Johanna Kaiser zuständig fühlte, die per Kopf den 2:0 Halbzeitstand erzielte. Drei Halbchancen durch Nadine Anstatt, Jasmine Herbert und Saskia Matheis waren die einzige Frankfurter Ausbeute, ansonsten verpufften die Angriffe  in der Hoffenheimer Hälfte, wo sich Valentina Limani alleine gegen die gesamte Hoffenheimer Abwehrreihe aufreiben musste.

 

Dies änderte Trainer Stefan Podesky zu Beginn der zweiten Halbzeit indem er die U19 Nationalspielerin Julia Matuschewski als zweite Spitze brachte und dafür Ebro Uzungüney, die im vorderen Mittelfeld agierte, vom Feld nahm. Das ergab zwar etwas mehr Druck auf die Hoffenheimer Abwehr, änderte aber nichts an der Leichtfertigkeit beim eigenen Ballbesitz. Hoffenheim wartete geschickt auf die Frankfurter Fehler und nutzte diese dann immer wieder zu blitzschnellen und gefährlichen Kontern.

Pech hatte Jasmin Herbert, die sich bei einem Zweikampf im Mittelfeld verletzte und deshalb nach 56 Spielminuten ausscheiden mußte. Unmittelbar danach war es dann Selina Häfele die mit einem Diagonalschuß von der äußeren linken Strafraumkante ins lange Eck, in der 57. Spielminute unhaltbar auf  3:0 erhöhte.

Bei einem der bis dahin wenigen in den Strafraum von Hoffenheim getragenen Angriffe, wurde Julia Matuschewski regelwiedrig zu Fall gebracht und die gute Schiedsrichterin Alessa Plass entschied folgerichtig auf Strafstoß für den FFC.

Nach kurzer Diskussion wurde dann Jana Chiara Löber zur Schützin bestimmt und diese verwandelte in der 62. Minute extrem sicher zum 1:3 Anschlußtreffer.

Jetzt sah man wohl noch eine Chance auf eine Ergebnisverbesserung, denn es war immerhin noch fast  eine halbe Stunde zu spielen. Frankfurt lockerte weiter die Devensive und kam dann auch noch einige Male gefährlich vor das gegnerische Tor. Richtig spannend hätte es Julia Matuschewski machen können, als sie in der 78. Spielminute völlig allein auf das Hoffenheimer Tor zusteuerte, den Ball aber knapp neben den linken Pfosten setzte. Statt des Anschlußtreffers zum 2:3 fiel dann, neun Minuten vor Spielende, auf der Gegenseite das entscheidende 4:1 durch Sarai Linder. Fortan war nur noch Hoffenheim in der Lage gefährliche Situationen zu schaffen. Frankfurt hatte sich nun endgültig aufgegeben.

 

Einzige Frankfurter Spielerin die an diesem gebrauchten Tag zu überzeugen wußte, war Torhüterin Cara Bösl, die mit einigen guten Paraden, darunter ein klasse abgewehrter Strafstoß, das Ergebnis in Grenzen hielt.

 

Was bleibt ist die Frage, ob es wirklich Sinn macht mit acht Spielerinnen aus dem Erstmannschaftskader anzutreten. Wenn eine Spielerinnen wie Ebro Uzungüney im offensiven Mittelfeld  antreten muß, oder Celine Rumpf in der Abwehr auf der Außenposition spielt, was so gar nicht ihren sonstigen Positionen entspricht, wird das auf Dauer ihrer Entwicklung auch nicht förderlich sein. Darüberhinaus verlieren auch die Stammspielerinnen der Zweiten ihre "normalen" und getesteten Positionen und finden sich plötzlich an völlig ungewohnten Stellen wieder. Ganz sicher ist, dass die gewollte und vielzitierte "Weiterentwicklung" der Spielerinnen mit einer solche Vorgehensweise  nicht erreicht wird. Ob das aber irgend jemanden von verantwortlicher Seite auch nur ansatzweise interessiert ist fraglich.

 

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Bericht von der Homepage des 1. FFC Frankfurt vom 31.08.2015

Noch kein harmonisches Bild

Das Zweitliga-Team des 1. FFC Frankfurt offenbarte beim 1:4 in Hoffenheim zum Saisonstart einige Schwachstellen

Das war alles andere als ein optimaler Auftakt: Zum Start in die neuen Saison der 2. Frauen-Bundesliga Süd musste der 1. FFC Frankfurt II eine 1:4-Auswärtsniederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim II einstecken. Bereits nach 20 Minuten lag das Team von Trainer Stefan Podesky mit 0:2 hinten – vorausgegangen waren zwei krasse individuelle Fehler. In der Startformation der Gäste standen insgesamt acht Spielerinnen aus dem FFC-Bundesliga-Kader.

Vier Gegentore in St. Leon-Rot kassierte die Zweitgarnitur des 1. FFC Frankfurt auch in der letzten Saison – da allerdings standen auch sechs Treffer mehr auf der Habenseite. Gestern waren die Frankfurterinnen nicht „gravierend unterlegen“, wie es Stefan Podesky formulierte, aber zur Form der Vorsaison fehlte eben doch noch einiges. „Wir waren noch kein Team“, brachte der Coach das Hauptmanko auf den Punkt. Genauer gesagt: Das Puzzle aus Spielerinnen der „Zweiten“ und den vom Bundesliga-Kader zur Mannschaft gestoßenen Akteurinnen ergibt noch kein harmonisches Bild. Zum jetzigen Zeitpunkt der Saison allerdings kein Grund, Alarm zu schlagen.

Das erste Pflichtspiel 2015/16 begann mit zwei individuellen Fehlern auf FFC-Seite, die Tabea Waßmuth (13.) und Johanna Kaiser (20.) prompt mit den ersten Gegentoren bestraften. „Das waren Klöpse, die einfach nicht passieren dürfen“, ärgerte sich Stefan Podesky, der seine taktische Ausrichtung früh über den Haufen geschmissen sah. Zu Beginn der zweiten Hälfte brachte er in Julia Matuschewski eine zweite Spitze ins Spiel, um das Aufbauspiel der Hoffenheimerinnen früher zu unterbinden. Eine Maßnahme, die ihre Wirkung nicht verfehlte, auch wenn Selina Häfele auf 3:0 erhöhte (57.). Dennoch sorgte Julia Matuschewski für deutlich mehr Belebung im Offensivspiel: So führte ein Foul an ihr zum 1:3 durch Jana Löber per Strafstoß (57.) und danach hatte die 18-Jährige zwei Mal den Anschlusstreffer auf dem Fuß. Das letzte Tor fiel dann aber wieder auf der anderen Seite: Sarai Linder machte den Sack in der 81. Minute zu.

„Eine verdiente Niederlage“, so das Fazit von Trainer Stefan Podesky. „Wir waren als Team nicht präsent und haben nicht aus der Ordnung heraus gespielt, die wir uns vorgenommen hatten.“ Einer der wenigen Lichtblicke eines ansonsten eher ernüchternden Ausflugs in den Kraichgau war – trotz der vier Gegentreffer – Torfrau Cara Bösl. Die Keeperin war auf der Linie immer wieder mit guten Reflexen zur Stelle und verhinderte auch dank eines gehaltenen Elfmeters eine höhere Niederlage. „Eine herausragende Leistung“, wie Stefan Podesky fand.

Nun stehen für den 1. FFC Frankfurt II drei (!) Heimspiele in Folge auf dem Programm: Die Saison-Premieren im Stadion am Brentanobad steigt am kommenden Sonntag, dem 6. September 2015, 14.00 Uhr, wenn der 1. FC Saarbrücken zu Gast ist.

1. FFC Frankfurt II: Bösl – Perri, Löber, Friedrich, Rumpf (20. Gördel) – Herbert (57. Galvez-Estrada), Matheis – Möller, Uzungüney (46. Matuschewski), Anstatt – Limani