Tabea Griß: „Das war schon sehr cool“

Die Mittelfeldspielerin des Hegauer FV spricht über die 0:2-Niederlage ihres Teams im DFB-Pokal gegen den Champions-League-Sieger von 2015, den 1. FFC Frankfurt

 

Sie kämpfen Wochenende für Wochenende in der Regionalliga um Punkte. Wie war es nun, plötzlich gegen Weltmeisterinnen und Olympiasiegerinnen auf dem Platz zu stehen?

Das war schon was ganz anderes. Wir hatten uns alle sehr auf dieses Spiel gefreut. Nervös waren wir weniger, wir hatten ja nichts zu verlieren. Es war schon sehr cool, vor so vielen Zuschauern zu spielen und dann zu sehen, wie die Frankfurterinnen das Tempo hochalten, wie sie körperlich präsent sind und mit dem Ball umgehen.

War das der größte Unterschied?

Nein, sie sind gar nicht so oft ins Dribbling gegangen. Ich hätte gedacht, dass sie das öfter versuchen und gerade gegen eine unterklassige Mannschaft mehr ins Eins-gegen-eins gehen. Dafür haben wir aber zu gut verschoben und die Räume für sie dadurch eng gemacht. Der größte Unterschied war die Passgenauigkeit, wie schnell sie versucht haben zu kombinieren. Was ich brutal fand, waren die Diagonalbälle der Innenverteidigerin Peggy Nietgen. Die kamen alle punktgenau an. In der Regionalliga sieht man sehr selten, dass die Pässe mit dem Vollspann so genau kommen. Das habe ich selbst in der Bundesliga nicht so oft gesehen.

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Islacker-Doppelpack im Hegau

Zwei Treffer der Torjägerin reichen dem FFC, um beim Hegauer FV ins DFB-Pokal-Achtelfinale einzuziehen

Der 1. FFC Frankfurt steht im Achtelfinale des DFB-Pokals 2016/17: In der 2. Runde setzte sich der neunmalige Cup-Gewinner mit 2:0 bei Regionalligist Hegauer FV durch. Mandy Islacker erzielte beide Treffer in einer Partie, die der FFC über die gesamte Distanz im Griff hatte, aber insgesamt zu wenig spielerische Lösungen offenbarte, um gegen einen tiefstehenden Gegner ein deutlicheres Resultat zu erzielen. In Lisa Ebert, Alexandra Emmerling, Janina Hechler und Selina Ostermeier feierten gleich vier Spielerinnen ihr Pflichtspiel-Debüt in der ersten FFC-Mannschaft.

Mit einer Schweigeminute vor dem Anpfiff und Trauerflor bei beiden Teams wurde der tödlich verunglückten Larissa Goerdel gedacht, die insgesamt acht Jahre lang das FFC-Trikot trug. Der 1. FFC Frankfurt begann vor 900 Zuschauern im Engener Hegau-Stadion, darunter rund 30 FFC-Fans, mit einer Startformation, die noch nie in einem Pflichtspiel auf dem Platz stand – vor allem, aber nicht nur auf Grund einiger verletzungs- und krankheitsbedingter Ausfälle. Kein Wunder also, dass die Gäste ein wenig brauchten, um Sicherheit in den Aktionen zu gewinnen. Dennoch entwickelte sich ein Spiel in eine Richtung, in dem der Underdog sein Hauptaugenmerk auf die Abwehrarbeit legte, während der FFC vor der Aufgabe stand, den Hegauer Riegel zu knacken. Die ersten Chancen: Die von Saskia Matheis geschickte Yuki Nagasato traf das Außennetz (7.), Lise Munk kam nach einer Flanke von Peggy Nietgen zu einer Kopfballchance (14.) und Mandy Islacker drosch den Ball nach einer Hereingabe von Nadine Anstatt volley drüber (15.). Die letzte Konsequenz vor dem Tor fehlte aber – und so hielt der Hegauer FV die Null länger als wahrscheinlich selbst erwartet. Auch aus den vielen Standardsituationen schlug der FFC insgesamt zu wenig Kapital. So wie in der 26. Minute, als Saskia Matheis nach einer Ecke von Yuki Nagasato frei zum Kopfball kam – drüber. Nach einer halben Stunde führte eine Vorlage der japanischen Nationalspielerin dann zur längst fälligen FFC-Führung: Mandy Islacker verwertete die Vorlage ihrer Teamkollegin per Direktabnahme. Die Initialzündung für weitere Treffer? Bis zur Halbzeitpause erst mal nicht: Immer wieder verfingen sich die FFC-Angriffe in der „vielbeinigen“ Abwehr des Regionalliga-Letzten. Und fast wäre dem Underdog sogar der Ausgleich gelungen: Zunächst ließ Trainer-Tochter Luisa Radice bei einem temporeichen Solo gleich mehrere Frankfurterinnen stehen, nicht aber FFC-Torfrau Desirée Schumann, dann klärte Nadine Anstatt nach einer Ecke auf der Linie (44.).

Auch nach dem Seitenwechsel versäumte es der 1. FFC Frankfurt zunächst, für Klarheit zu sorgen. Selbst die gelegentlichen Unsicherheiten der Hegauer Torfrau Selina Szell blieben folgenlos – so wie in der 52. Minute, als Mandy Islacker bereits ihren zweiten Treffer auf dem Fuß hatte. Die Gäste fanden gegen einen kompakt stehenden Gegner zu selten die Lücke – oder die Genauigkeit beim finalen Pass fehlte. So waren die Chancen in dieser Phase der Partie auch an einer Hand abzuzählen. Saskia Matheis probierte es in der 76. Minute mit einem Distanzschuss, den Keeperin Selina Szell über die Latte lenkte. Dann machte Mandy Islacker mit einem platzierten Schuss ins lange Eck alles klar – 2:0 (79.). Der zweite Treffer der Olympiasiegerin beseitigte alle Restzweifel am Weiterkommen des Favoriten, der auf eine spannende Schlussphase mit einem knappen Vorsprung gut verzichten konnte. So stand die Achtelfinal-Qualifikation letztlich nie in Frage, allerdings schaffte es der 1. FFC Frankfurt auch nicht, mit einem Torfestival – so wie in den letzten beiden Jahren – in den Wettbewerb zu starten. So blieb, neben dem Erreichen des sportlichen Ziels, auch die Erkenntnis, dass noch an der nötigen Kreativität gearbeitet werden muss, um gegen kompakte Abwehrreihen zum Erfolg zu kommen.



Am nächsten Wochenende geht’s erst einmal wieder in der Allianz Frauen-Bundesliga um Punkte: Der 1. FFC Frankfurt empfängt am Sonntag, dem 16. Oktober 2016, 11.00 Uhr, den FF USV Jena im Stadion am Brentanobad. Einen Tag zuvor findet die Auslosung des Achtelfinals im DFB-Pokal statt, wenn „Losfee“ Conny Pohlers die acht Paarungen ermitteln wird.

FFC-Cheftrainer Matt Ross: „Wir haben uns heute schwer getan, gegen einen tiefstehenden Gegner klare Chancen herauszuspielen, was natürlich nichts daran ändert, dass es ein in allen Belangen verdienter Sieg war. Der finale Pass kam zu selten an, darüber hinaus hat es uns auch an der nötigen Kreativität gemangelt. Mit dem Debüt von vier Nachwuchsspielerinnen haben wir heute einen weiteren Schritt in unserer Neuorientierung vollzogen – und unsere Talente haben ihr Potenzial auch im Wettbewerbsmodus gezeigt!“

Gino Radice, Trainer Hegauer FV: „Trotz des relativ knappen Resultats haben uns immer noch Welten vom 1. FFC Frankfurt getrennt, das muss man eindeutig anerkennen. Es wäre natürlich toll gewesen, wenn wir kurz vor der Pause das 1:1 gemacht hätten. Unter dem Strich war es ein tolles Event für unseren Verein, das allen Beteiligten großen Spaß gemacht hat!“

FFC-Manager Siegfried Dietrich:
„Es war ein Pflichtsieg, mit dem wir unser Ziel realisiert haben und sicher eine Runde weitergekommen sind. Wichtig war, dass vier Nachwuchsspielerinnen heute wertvolle Einsatzzeit bekommen haben – solche Erfahrungen sind im Hinblick auf die weitere Entwicklung durch nichts zu ersetzen. Ein Kompliment gilt heute aber auch unseren zahlreichen mitgereisten Fans, die die Stimmungsmacher im Stadion waren.“

Hegauer FV: Szell – Knisel (60. Fleig), Schmidt (71. Braun), Hahn, Walde (66. Scharf) – Hirt – Fischer, Kaiser, Griß, Grützmacher – Radice.

1. FFC Frankfurt:
Schumann – Prießen, Hechler, Nietgen (81. Ostermeier), Möller (66. Ebert) – Matheis, Hendrich – Anstatt (77. Emmerling), Munk, Islacker – Nagasato.

Tore: 0:1, 0:2 Islacker (30., 79.)

Schiedsrichterin:
Monika Pieczonka (Erding)

Zuschauer: 900.

(Bilder: Carlotta Erler / www.picture-alliance.com)