Knoten platzt dank Papa Schlumpf

 

Fußball  FSV Hessen Wetzlar holt mit 2:1 den ersten Saisonsieg beim FSV Gütersloh

 

Beim FSV Gütersloh setzten sich die Zweitliga-Fußballerinnen des FSV Hessen Wetzlar mit 2:1 (2:1) durch und brachen gleich einen zweifachen Bann: endlich Tore geschossen und drei Punkte geholt.

Die Freude beim 1:1 durch Julia Schermuly nach 14 Minuten fiel dabei fast schon verhalten aus. Denn die Wetzlarerinnen hatten zuvor bereits zweimal die Arme zum Torjubel hochgerissen und wurden beide Male von der Unparteiischen Anna-Lena Heidenreich (Dahme) zurückgepfiffen. Direkt nach dem Anpfiff trieb Wetzlar den Ball erbarmungslos Richtung Gütersloher Strafraum und Lea Hartmann drückte ihn zum 1:0 über die Linie – doch das Schiedsrichter-Gespann entschied auf Abseits. Dann wurde es kurios, denn im direkten Gegenzug holten die Gastgeberinnen erst einen Eckstoß raus, und Marina Hermes (2.) zirkelte den Ball vom Strafraumeck unhaltbar für Torfrau Janina Beffart ins obere rechte Eck zum 1:0. In den folgenden Minuten sollte sich jedoch zeigen, dass diese Führung alles andere als verdient war. „Wir haben die schlechtesten 45 Minuten gespielt, die ich jemals gesehen habe“, sagte Güterslohs Trainer Marc Oliver Stricker nach dem Abpfiff. Die Defensive war mehr mit sich als mit dem Gegner beschäftigt, in der Viererkette lief überhaupt nichts zusammen. Wetzlar, vom frühen Rückstand sichtlich unbeeindruckt, setzte die gegnerische Abwehr gekonnt über links und rechts unter Druck.

Nach 14 Minuten gingen die Arme dann erneut hoch: Nadine Anstatt traf nach einem Eckstoß zum vermeintlichen 1:1: Doch wieder pfiff Heidenreich ab, diesmal wegen Foulspiels, allerdings erst, als schon alle Spielerinnen zum gemeinsamen Jubel abgedreht hatten. Als Julia Schermuly keine Minute später dann tatsächlich das 1:1 markierte, gingen alle Blicke zuerst zur Unparteiischen. „Ich habe mich gar nicht mehr richtig freuen können“, gab Wetzlars Chefcoach Michael Dörr unumwunden zu. Die Führung für die Gäste wäre spätestens nach 25 Minuten fällig gewesen, als Nadine Anstatt am Pfosten scheiterte. Zuvor hatte Selina Heinzeroth per Direktabnahme schon das 2:1 auf dem Fuß gehabt (22.). Doch Geduld war gefragt, und die wurde nach 32 Minuten und dem zweiten Versuch von Heinzeroth belohnt. Ihr Schuss prallte vom Innenpfosten ins Tor. Alle Blicke gingen wieder zu Heidenreich, doch die bedeutete diesmal eindeutig: Treffer zählt!

Dass es nicht mit einem 2:2 in die Pause ging, war Janina Beffart zu verdanken, die einen Schuss der Ex-Bundesliga-Kickerin Isabelle Wolf mit den Fingerspitzen und einem Klassereflex aus kurzer Distanz über die Latte lenkte. Für Verwirrung sorgte Strickers Entscheidung, die Viererkette mit zwei Wechseln eine Minute vor der Halbzeit aufzulösen. „Ich habe zwar die schlechteren Fußballerinnen eingewechselt, aber sie sind körperlich robuster“, erklärte der Coach, der zudem auf eine Dreierkette umstellte. Diese taktische Maßnahme bereitete Wetzlar nach dem Seitenwechsel massive Probleme. „Gütersloh hatte so eine Spielerin mehr im Mittelfeld. Da wir versucht haben, die Partie heute offen und breit zu gestalten, kamen wir hier natürlich auch an unsere Grenzen“, sagte Dörr.

Beffart beweist ihre Klasse, und Klippert steht den Gastgeberinnen mehrfach im Weg

Der heimische FSV war vor allem in den ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit tonangebend. Doch Beffart (52., 66.) bewies zweimal ihre Klasse und verhinderte den Ausgleich. „Ich bin froh, dass ich diese Dinger entschärfen konnte“, sagte die Keeperin nach dem Abpfiff. Die Angriffe von Strickers Elf wirkten im Anschluss eher wütend als gut durchdacht und spätestens an der Strafraumgrenze fand sich immer ein Wetzlarer Bein zwischen Ball und Tor, meistens das von Jacky Klippert. Wetzlar hätte mit dem 3:1 vorzeitig alle Gütersloher Hoffnungen beenden können, aber weder Anstatts Seitfallzieher (70.), Heinzeroths Solo (72.) noch Kathrin Schermulys Schuss aus 20 Metern brachten den dritten regulären Wetzlarer Treffer.

„Ich bin zufrieden“, fasste Chefcoach Dörr kurz und knapp das zusammen, was Papa Schlumpf schon vor dem Spiel wusste.

Gütersloh: Rolle – Schulz (44. Wille), Lückel, Lange (44. Blümel), Aehling – Schmücker, Günnewig, Hermes (62. Fetaj), Aradini – Wolf, Berning.

Wetzlar: Beffart – Wünsche, Simbeck, Klippert, Brückel (69. Hisenay) – Heinzeroth (90.+2 Efimenko), Preiß (88. Kundermann), Kathrin Schermuly, Hartmann – Anstatt, Julia Schermuly.

Schiedsrichterin: Heidenreich (Dahme) – Zuschauer: 217 – Tore: 1:0 Hermes (2.), 1:1 Julia Schermuly (14.), 1:2 Heinzeroth (32.) – gelbe Karte: Hisenay (Wetzlar).

 

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Bitter für den FSV Gütersloh: Niederlage und böse Verletzung

FSV verliert nach schwacher Leistung 1:2 gegen Hessen Wetzlar in der 2. Frauen-Bundesliga. Marina Hermes fällt lange aus
Der FSV Gütersloh steckt in der 2.  Bundesliga ganz tief im sportlichen Überlebenskampf und hat zukünftig noch schlechtere Karten. Bei der von einer krass schlechten Leistung verursachten 1:2-Heimniederlage gegen den bisher tor- und punktlosen FSV Hessen Wetzlar erlitt mit Marina Hermes eine der erfahrensten FSV-Spielerinnen eine schwere Verletzung. Die 27-Jährige, seit elf Jahren eine unverzichtbare Kraft im Mittelfeld, zog sich bei einem Foul in der 58. Minute wahrscheinlich einen Kreuzbandriss im rechten Kniegelenk zu. Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose am Montag, fällt sie für den Großteil der Saison aus.


FSV Gütersloh 2009 - FSV Hessen Wetzlar 1:2

Mit dem Ausscheiden der langjährigen Kapitänin, der Mark Oliver Stricker vor dieser Saison überraschend das Amt entzogen hatte, fehlte auch ein Baustein in der neuen Formation, mit der der Trainer auf die Unterlegenheit in der 1. Halbzeit reagiert hatte: Er stellte in der Abwehr auf Dreierkette um und verdichtete das Mittelfeld. Dass Stricker die dafür notwendigen personellen Wechsel nicht in der Halbzeit vornahm, sondern Innenverteidigerin Pia Lange und Linksverteidigerin Melissa Schulz demonstrativ 30 Sekunden vor dem Pausenpfiff vom Platz holte, gehörte zu den meistdiskutierten Aspekten dieser Partie. „Sonst wäre das Nachdenken darüber, was passiert ist, noch geringer“, setzte der Coach in der Pressekonferenz auf Nachfrage noch einen Stich hinterher. Immerhin gab er selbstkritisch zu: „Eigentlich kam die Auswechslung viel zu spät, vielleicht hätte ich das schon nach 25 Minuten machen sollen.“

 

GALERIE FSV Gütersloh 2009 - FSV Hessen Wetzlar

Strickers Einordnung der Leistung in der 1. Halbzeit war beißend: „Das war das Schlechteste, was ich in den letzten Jahren bei von mir betreuten Mannschaften gesehen habe.“ Tatsächlich agierte der FSV äußerst hektisch und bekam im Umschaltspiel nach den vielen Ballverlusten überhaupt keinen Zugriff auf die zweikampfstärkeren Hessinnen. „Wir sind völlig ungeordnet rumgelaufen und haben ganz viele Sachen vom Fußball-Ein-mal-Eins falsch gemacht, “, ätzte Stricker. Zudem erwies sich der von ihm vorgenommene Wechsel in der Innenverteidigung, wo er der spielstärkeren Pia Lange den Vorzug vor der deutlich größeren und kopfballstärkeren Charlotte Blümel gegeben hatte, angesichts der Spielweise des Gegners als falsch.

Immer wieder wurde Wetzlar nämlich mit langen Hereingaben auf den „Kopf“ des Teams, Kapitänin Kathrin Schermuly, gefährlich. „Nur zwei Spielerinnen von uns halten dagegen, der Rest nicht“, monierte“, Stricker zum wiederholten Mal seine Kritik am Körpereinsatz seines Teams.

Das geriet nach der glücklichen Führung durch Marina Hermes (2.) verdientermaßen durch Treffer von Julia Schermuly (13.) und Nadine Anstatt (31.) mit 1:2 in Rückstand. Und die Gäste kamen gegen die hochgradig unsichere FSV-Abwehr zu weiteren Top-Chancen: Zweimal rettete Latte und Pfosten, und einmal ging die Abseitsfahne der Linienrichterin hoch, als der Ball schon im Tor war. Ein weiteres Mal hatte Schiedsrichterin Anna-Lena Heidenreich sogar schon vermeintlich auf Tor entschieden, und Stadionsprecher Jan Reckord hatte schon zur 1:2-Durchsage angesetzt. Dann entschied die Unparteiische doch (korrekterweise) auf Foul von Torschützin Kathrin Schermuly an Isabelle Wolf. Auf der Gegenseite verweigerte Shpresa Aradini den Abschluss (28.) und Wolf scheiterte knapp an Wetzlars Keeperin Janina Beffart (33.).

In der 2. Halbzeit gestaltete der FSV die Partie dann ausgeglichen. „Leider sind wir nicht belohnt worden“, notierte Mark Oliver Stricker das Bemühen, dem gute Chancen durch Aradini (53.), Anna Aehling (66.) und Lena Lückel (84.) entsprangen, auf der Positivseite. Weil am Ende aber die Gäste jubelten, hatte der FSV-Vorsitzende Sebastian Kmoch mit dem Satz, mit dem er anschließend die Pressekonferenz eröffnete, völlig recht: „Es war ein schöner Sommertag – das war’s dann aber auch aus unserer Sicht.“

Schiedsrichter: Anna-Lena Heidenreich (Dahme) - Zuschauer: 217
Tore: 1:0 Marina Hermes (2.), 1:1 Julia Schermuly (14.), 1:2 Julia Schermuly (32.)
GALERIE FSV Gütersloh 2009 - FSV Hessen Wetzlar