Knockout kurz vor Schluss

Von Kirsten Ohlwein

Mit einer Niederlage und folglich einer katastrophalen Heimbilanz hat sich der FSV Hessen Wetzlar vom eigenen Publikum in die Winterpause verabschiedet.

Einstand verpatzt: Interimstrainer Marco Ebert steht mit dem FSV Hessen Wetzlar beim 1:2 gegen Jena am Ende im Regen. Foto: Weis

 

WETZLAR - Mit einer Niederlage und folglich einer katastrophalen Heimbilanz hat sich der FSV Hessen Wetzlar vom eigenen Publikum in die Winterpause verabschiedet.
Gegen den FFV USV Jena kassierte der Frauenfußball-Zweitligist von der Lahn beim 1:2 (0:1) die vierte Heimpleite in der sechsten Partie. Zwar sind die Thüringerinnen die Mannschaft der Stunde und haben sich mit einer beachtlichen Serie von 13 Punkten aus fünf Spielen auf Rang sechs vorgearbeitet. Doch nicht alles, was Jena auf dem durchgeweichten Rasen im Wetzlarer Stadion zeigte, deutete früh auf einen Sieg oder gar Dominanz hin.
Auch wenn sich das vom Duo Marco Ebert/Ralf Diehl trainierte Team des FSV in der Anfangsphase schwer tat: Die Elf der Gastgeberinnen hielt mit. Die Interimscoaches hatten auf ein 4-2-3-1-System umgestellt. Nadine Anstatt startete auf der Sechs, Kathrin Schermuly wurde ins Offensiv-Zentrum gezogen. Vor ihr stand Anna Efimenko, die „wie eine Wand“ (O-Ton Ebert) die Bälle verteilen sollte. Das klappte aber fast nie. „Die Offensive sollte sich eigentlich flexibel bewegen, die Positionen tauschen und die Jenaer Abwehr irritieren“, verriet Ebert nach dem Abpfiff.
Das passierte erst nach dem Rückstand kurz vor der Pause. Bis dahin verzeichnete Wetzlar durch Kathrin Schermuly (10.) einen Schuss aus kurzer Distanz, den Jenas Keeperin Sarah Hornschuh aber entschärfte. Janina Beffart verlebte auf der Gegenseite ebenfalls einen ruhigen Nachmittag und musste zunächst nur beim Freistoß von Merza Julevic (18.) eingreifen. Vor den Augen von Trainer-Legende Dragoslav Stepanovic, der unter den 250 Zuschauern weilte, war es dann Sonja Merazguia, die aus kurzer Distanz und direkt vor Beffart die Nerven behielt und zum verdienten 1:0 für die Gäste einschoss (43.). Die erwartete Reaktion der Wetzlarerinnen auf den Trainerwechsel unter der Woche war erst einmal ausgeblieben.

Versammlung im Jenaer Strafraum: Julia Schermuly (r.) vom FSV Hessen Wetzlar steigt hoch, doch Gästetorfrau Sarah Hornschuch (rotes Trikot) kann klären, Maike Simbeck (3.v.l.), Anne Güther (2.v.l.) und Nadine Anstatt beobachten die Szene. Foto: Weis

Das änderte sich nach dem Seitenwechsel. Der FSV wirkte deutlich freier im Kopf, kombinierte sehenswert und bewegte sich mehr. Gleich die erste richtig gute Aktion brachte den Ausgleich. Efimenko und Julia Schermuly hatten endlich die Positionen getauscht. Kathrin Schermuly tankte sich nach schönem Zuspiel von Efimenko auf der linken Seite durch und legte auf ihre Schwester Julia quer. Deren Schuss war zwar eher ein Schüsschen, rollte aber an der geschlagenen Hornschuh vorbei ins lange Eck (49.).
Die kleine Susann Utes erzielt zwei Minuten vor dem Ende den 2:1-Siegtreffer für die Gäste
Mit dem 1:1 war der Knoten endgültig geplatzt. Es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch auf fast nicht bespielbarem Boden. Der einzige Fehler, den Wetzlar in dieser Phase machte, war, sich selbst teilweise ohne Not in Bedrängnis zu bringen. Jena brachte es allein in den ersten 15 Minuten nach Wiederanpfiff auf fünf Eckstöße – aus Situationen heraus, die mit etwas mehr Ruhe und Abgeklärtheit auch anders zu klären gewesen wären. Gut für Eberts Team, dass der Gast hieraus viel zu wenig machte: bis zur 88. Minute. Dann war es einer jener vermeidbaren Eckstöße, der mitten ins Wetzlarer Herz traf. Die Offensive der Thüringerinnen versammelte sich auf der Torlinie, um Beffart die Sicht zu nehmen. Der Ball senkte sich an den hinteren Pfosten, dort stieg ausgerechnet die Kleinste am höchsten und bedankte sich per Kopfball zum 2:1: Susann Utes.
Es war für Wetzlar wie schon gegen Weinberg ein Knockout kurz vor Schluss, Jena hätte die Partie niemals gewinnen dürfen. Doch genau auf so einen Treffer hatte Coach Beck gesetzt: „Solche Partien werden oft durch Standards entschieden, deshalb haben wir da auch noch einmal besonderen Druck entwickelt. Denn spielerisch haben wir die Begegnung in der zweiten Hälfte eindeutig aus der Hand gegeben.“ FSV-Coach Diehl war bedient: „Wir wollten am Ende zu viel. Jetzt müssen wir sehen, dass wir gegen Cloppenburg einen ordentlichen Jahresabschluss hinbekommen.“
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